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Freitag, 7. März 2014

Joseph Schumpeter - Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, 1911

Im Gegensatz zum wirtschaftswissenschaftlichen Mainstream, der sich vorwiegend mit Marktgleichgewichten beschäftigte, sah Schumpeter kapitalistische Märkte prinzipiell im Ungleichgewicht und ähnlich wie Marx, dessen wissenschaftliche Leistung Schumpeter zeitlebens hoch schätzte, erklärte er die Dynamik der kapitalistischen Entwicklung aus sich selbst heraus.

Oft aufgegriffen und zitiert wird das Kernstück des Buches, die Beschreibung des Wesens und der Bedeutung unternehmerischer Innovation als Durchsetzung neuer Kombinationen von Produktionsfaktoren. Die Schlüsselrolle in der wirtschaftlichen Dynamik spielen die Pionierunternehmer, die permanent nach neuen Kombinationen suchen und diese - auch gegen Widerstände - umsetzen („dynamischer Unternehmer“).


Schumpeter unterscheidet fünf Fälle neuer Kombinationen:
Produktion eines neuen Gutes oder einer neuen Qualität eines Gutes,
Einführung einer neuen Produktionsmethode,
Erschließung eines neuen Absatzmarktes,
Eroberung neuer Bezugsquellen von Rohstoffen oder Halbfabrikaten,
Neuorganisation der Marktposition, z.B. Schaffung oder Durchbrechung eines Monopols.

„Neue Kombinationen“ (später heißt es „Innovationen") können unter Anderem eine „Andersverwendung des Produktionsmittelvorrats der Volkswirtschaft“ sein, das heißt, dass Anderes oder anders produziert und vertrieben wird. Später hat Schumpeter diese neuen Kombinationen im Hinblick darauf, dass sie eingespielte Praktiken verdrängen, als „schöpferischer Zerstörung“ bezeichnet.

Unternehmer ist nach Schumpeter nur der, der eine neue Kombination (Innovation) durchsetzt. Die Prämie für die Neuerung stellt der Unternehmergewinn dar. Der innovative Unternehmer erzielt zunächst einen Monopolgewinn, der Nachahmer auf den Plan ruft, so dass die Gewinnspanne mit der Zeit dem Wettbewerb zum Opfer fällt. Wenn er Unternehmer bleiben will, muss er weiter nach neuen Kombinationen suchen. Die Funktion des Kapitalisten ist es hingegen, Kapital in Form des Kredits zur Verfügung zu stellen, für das er einen Kapitalzins erhält; er trägt auch das finanzielle Risiko. Vom dynamischen Unternehmer grenzt Schumpeter den „Wirt schlechtweg“ ab; das ist der Unternehmer, der in traditioneller Weise, ohne „neue Kombinationen“ durchzusetzen, mit einem konkurrenzüblichen Normalgewinn wirtschaftet. Bei der Beschreibung der Motivation des Unternehmers benutzt Schumpeter eher psychologische als ökonomische Kategorien. Der Traum und der Wille, ein privates Reich zu gründen, Siegerwille und Freude am Gestalten trieben den Unternehmer an, nicht Bedürfnisbefriedigung, Nutzenkalkül oder Gier.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Theorie_der_wirtschaftlichen_Entwicklung