Christoph Menke (* 22. November 1958 in Köln[1]) ist ein deutscher Philosoph und Germanist und seit 2009 Professor für Philosophie in Frankfurt am Main. Er gilt als wichtiger Vertreter der 'dritten Generation'[2] der Frankfurter Schule.
Klappentext: Noch nie war
die Kunst sichtbarer, präsenter und prägender als heute und noch nie war
sie zugleich so sehr ein bloßer Teil der gesellschaftlichen Prozesse:
eine Ware, eine Unterhaltung, eine Meinung, eine Erkenntnis, eine
Handlung. Die gesellschaftliche Allgegenwart der Kunst geht einher mit
dem zunehmenden Verlust dessen, was wir ihre ästhetische Kraft nennen
können. "Kraft" - im Unterschied zu unseren "vernünftigen Vermögen" -
meint hier den unbewussten, spielerischen, enthusiastischen Zustand,
ohne den es keine Kunst geben kann. Die philosophische Reflexion auf
diesen Zustand führt Christoph Menke zur Bestimmung ästhetischer
Kategorien - Kunstwerk, Schönheit, Urteil - und zum Aufriss einer
ästhetischen Politik, das heißt einer Politik der Freiheit vom Sozialen
und der Gleichheit ohne Bestimmung. Quelle: perlentaucher.de
Ausschnitt: Die Kraft der Kunst. Sieben Thesen
Rezension "Die Kraft der Kunst" in Literaturkritik.de
Radiosendung auf WDR5
Über die Kraft der Kunst
Die Kunst ist allgegenwärtig, das Ästhetische ist zentral für das Selbstverständnis der Gesellschaft. Damit einher geht allerdings, so der Philosoph Christoph Menke, ein Verlust an Kraft der Kunst und des Ästhetischen.
Sendung auf WDR5
Studiogast: Christoph Menke, Philosoph Moderation: Jürgen Wiebicke © WDR 2014
- was muss rübergebracht werden, was ist relevant, was heisst sinnliche Erkenntnis...?
- wer ist zuständig?
"Von der Kraft der Begeisterung und des Enthusiasmus in der Kunst
sprach bereits Sokrates; Aristoteles stellte dem in seiner Poetik den
Gedanken gegenüber, die Kunst sei ein soziales Vermögen, eine erlernbare
Fähigkeit. Erst seit dem 18. Jahrhundert existiert die Ästhetik als
eigene philosophische Kategorie, in der die beiden Lesarten von
künstlerischem Tun Berücksichtigung finden. Vermögen heißt, ein Subjekt
zu sein, etwas zu können. Kräfte dagegen sind bereits vor der
Subjektwerdung da, sie walten von selbst, ihr Wirken ist ein Spiel. Die
Kunst, so Christoph Menke, ist ein paradoxes Können: Sie ist die Kunst
des Übergangs zwischen Vermögen und Kraft, zwischen Kraft und Vermögen.
Kunst ist das Können, zugleich zu können und nicht zu können; sie ist
weder Vernunft noch bloßes Kräfte-Spiel allein. Deshalb ist Kunst kein
Teil der Gesellschaft – sondern Freiheit.
Was glauben Sie, welche Rolle spielen vorsoziale Kräfte für die
Kunst? Können wir im Ästhetischen eine Freiheit erlangen, die im
sozialen sonst nicht möglich ist? Welche Kraft hat die Kunst?" Quelle: wdr5.de
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Nietzsche's Kritik an Wagners Banalisierung, nur Erregung und Überwältigung, kein Erkenntnispotenzial. Ästhetisierung ist Bedrohung und ihre "einzige vorhandene Basis" ihrer Erneuerung.
Menke fragt, ob das nicht auch für Politik, Wissen und Religion gelten sollte, nicht nur für die Kunst.
Durch Ästhetisierung werden die Grenzen klar gezeichnet, um gleich wieder gesprengt zu werden.
Nietzsche contra Wagner
http://de.wikipedia.org/wiki/Nietzsche_contra_Wagner
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Theatrokratie : oder: zur Geschmacksdiktatur
in der Mediendemokratie - Theatrocracy : or: the taste dictatorship in
media democracy
Tänzler, Dirk. 2005
"Die These von der Theatrokratie ist so alt wie die politische
Theorie. Als Herrschaft der Zuschauer - in moderner Redeweise:
Populismus - ist dieser Typus asymmetrischer Sozialbeziehungen von
aktueller Bedeutung und von heuristischem Wert für den Soziologen.
Theatrokratie - das ist heute die Abhängigkeit der Politik von der
Medienwirkung, ihr vermeintlicher Ausverkauf an die Medienmacher als den
Agenten der öffentlichen Meinung und die 'alles oder nichts' bedeutende
Publikumsgunst. Platons Idealtypus erscheint uns daher als adäquate
Erklärung der 'Mediendemokratie' in der sogenannten
'Inszenierungsgesellschaft'. Gegenüber der Antike sind aber mindestens
drei weitere Strukturbedingung des Politischen in der Moderne zu
veranschlagen: das umtreibende Phänomen der Führerauslese durch die
Massen, der Wandel in System und Semantik der Repräsentation sowie die
Medialisierung der Politik, welche die Dichter durch die Journalisten
ersetzt. Die Mediendemokratie - verstanden als eine aus bestimmter
theoretischer Perspektive konstruierte idealtypische Hervorhebung
relevanter Struktureigenschaften politischen Handelns heute, nicht als
seine 'ganze Wirklichkeit' - ist, so die These, bestimmt durch drei
Momente: die Trias Politiker Publikum - Medium. Alle drei Parteien
stehen unter dem Diktum eines strukturell im Fernsehmedium angelegten
Selbstinszenierungszwangs, der im Hinblick auf das Authentizitätsproblem
zwei Fiktionen produziert: a) die Fiktion von der Nähe zwischen
Repräsentant und Repräsentiertem und der Teilnahme der Massen am
politischen Geschehen sowie b) die in Folge des Kampfes um
Inszenierungsdominanz von den Medien immer wieder aufs Neue erzeugte
Fiktion des Blicks hinter die Kulissen. " Quelle: http://sowiport.gesis.org/search/id/iz-solis-90530290
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MIMESIS
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Mimesis
Als Mimesis bezeichnet man in den Künsten das Prinzip der Nachahmung im Sinne der Poetik des griechischen Philosophen Aristoteles, im Unterschied zur imitatio, der kunstgerechten Nachahmung älterer, meist antiker Vorbilder. Platon verstand unter Mimesis die „nachahmende Rede“ (die wir heute als direkte Rede bezeichnen) im Gegensatz zur Diegesis, der Erzählung.
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Adorno
Für Adorno
bleibt auch in der modernen, nicht mehr auf Darstellbarkeit
ausgerichteten Kunst das Element des Mimetischen zentral. Kunst, so
heißt es in seiner 1970 posthum erschienenen Ästhetischen Theorie
bestehe aus „Mimesis und Konstruktion“. Indem Kunstwerke das, was sie
an Stoff aus der Wirklichkeit beziehen, auf weit gelungenere Weise
andersartig zusammenfügen, erschaffen sie eine Welt, in der die Teile
zum Ganzen nicht in einem Unterordnungsverhältnis stehen. Bereits
dadurch erweist sich große Kunst in den Augen Adornos als Kritik an
solchen bestehenden Verhältnissen, die das Einzelne dem Gesetz des
Ganzen opfern. Das bedeutet keineswegs, dass Kunstwerke schön zu sein
haben, ganz im Gegenteil. Was jenes Material angeht, das sie aus der
Wirklichkeit beziehen, kann es sich aus Adornos Perspektive keinesfalls
um etwas Schönes handeln. Als gelungen kann man Kunstwerke nur kraft
ihrer Form bezeichnen. „Modern ist Kunst durch Mimesis ans Verhärtete
und Entfremdete“, behauptet Adorno. Deshalb kreist sein Denken vor allem
um eine solche Kunst, die das Zerrissene und Dissonante in den
Vordergrund rückt. „Kunst muss das als hässlich Verfemte zu ihrer Sache
machen ..., um im Hässlichen die Welt zu denunzieren“,[5]
proklamiert er, womit ihr eine derart eindeutige Aufgabe zukommt, dass
man sich fragen muss, ob die von Adorno verteidigte Autonomie der Kunst
wirkliche Freiheit besitzt. Und sei es diejenige, nicht das Hässliche zu
ihrer Sache machen zu müssen.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Mimesis#Theodor_W._Adorno
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Derrida
Jacques Derrida radikalisiert Ricœurs hermeneutische Position dahingehend, dass er in seiner 1967 erschienenen Grammatologie behauptet: Es gibt kein Außerhalb des Texts („il n'y a pas un en-dehors-texte“).[6]
Was sich wie schierer Irrsinn anhört und nach reiner
Realitätsverleugnung klingt, bedeutet jedoch, dass wir keinen
außersprachlichen Zugriff auf außersprachliche Phänomene besitzen und
dass wir uns immer schon in Erklärungs- und Deutungsmustern bewegen, die
dieses 'Außen' überhaupt erst als Außen bestimmen und es damit zu einer
Konstituante diskursiver Unterscheidungen machen.
Derrida verlässt bzw. dekonstruiert
damit die elementaren abendländischen (platonischen) Unterscheidungen
zwischen Urbild und Abbild, Sein und Schein, Natur und Kultur, primärer
und sekundärer Wirklichkeit. Dass die Sprache und das Sein nicht
voneinander abzukoppeln sind, gehört zu den bereits verbindlichen
Vorstellungen jener Hermeneutik, die man mit den Namen Heidegger, Gadamer und Ricœur verbindet. Indem Derrida dem Sein aber gar keine ontologische Priorität mehr zubilligt, sondern es als Effizienten sprachlicher Konstruktionen diagnostiziert, entzieht er jedem Rekurs aufs Eigentliche, Ursprüngliche, Authentische
und Natürliche den Boden. Wo wir von Natur reden, reden wir eben nur
von Natur und weisen ihr bestimmte Eigenschaften zu, und wo wir etwas
als authentisch ausweisen, bleibt es eine bloße Zuweisung, ohne dass wir
außersprachlich feststellen könnten, was Natur und was das Authentische
tatsächlich sind. Es bleiben diskursive Konstrukte, die mehr über unser
Zuschreibungsbedürfnis aussagen als darüber, worum es sich tatsächlich
handelt (was wir sowieso nie feststellen werden können).
Auf diesem Hintergrund könnte man denken, dass es keinen Sinn mehr
ergibt, überhaupt noch von Mimesis zu reden, da Mimesis ja die
Zweiteilung von Vorgabe und Nachahmung, Urbild und Abbild, Original und
Kopie, Realpräsenz und bloß geistiger Vorstellung voraussetzt. Innerhalb
solcher ontologischer Dichotomien besitzt die Mimesis ihre angestammte Rolle, doch nachdem diese Art von Metaphysik
einmal dekonstruiert ist, könnte man denken, sie habe damit restlos
ausgedient. Dennoch ist nicht nur die Kunst, sondern alles Denken und
Tun nach wie vor mimetisch geprägt, und zwar allein deshalb, weil wir
uns immerzu an tausenderlei Dingen, Denkfiguren und Verhaltensweisen
ausrichten, die es längst gibt. Gleichzeitig sind diese Denkfiguren,
Diskurse und Verhaltensmuster steten Wandlungen unterzogen, nur dass
niemand sagen könnte, was dabei das Eigentliche und Wahre, Ursprüngliche
und Echte sein soll. Wer das zu wissen meint und es als Ideal
propagiert, will nicht wahrhaben, dass er damit eine dogmatische Setzung
vollzieht und sie willkürlich als Wahrheit ausgibt. Doch alle
normativen oder sonstwie referentiellen Bezugspunkte, die wir mimetisch
anpeilen und als Orientierung zu besitzen meinen, weisen schon deshalb
eine Instabilität auf, weil sie auch nur innerhalb des schwankenden
Netzwerks sich verändernder Textfigurationen
funktionieren. In diesem Sinne verweisen Bilder nicht auf Urbilder,
sondern immer nur auf weitere Bilder, und Worte verweisen nicht auf
außersprachliche Wahrheiten, sondern immer nur auf weitere Worte.
Fixe Grundlagen gibt es dabei nicht, sondern nur das unendliche
mimetische Verweisen auf Dinge, die selbst nur von ihrem
Verweischarakter leben. Wir bewegen uns dabei in einem endlosen Spiel
aus Ähnlichkeiten und Differenzen, das uns keinen Zugang zu einem Absolutum und zu einem authentischen Sein ermöglicht.
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D'Alembert
Jean Le Rond d'Alembert
[...] An letzter Stelle kommt die Musik, da sie am wenigstens von allen
Künsten Dinge nachahmt, die in der sichtbaren Natur nachweisbar sind.
„Die Musik, ursprünglich vielleicht nur dazu bestimmt, Geräusche (bruit)
wiederzugeben (représenter), ist allmählich zu einer Art Vortrag, ja zu
einer Sprache geworden, in der die einzelnen seelischen Regungen oder
vielmehr ihre verschiedenen Leidenschaften ihren Ausdruck finden.“
D'Alembert beharrt allerdings darauf, dass gute Musik stets etwas
Vorhandenes (also vor allem Seelenstimmungen) imitiert und nicht aus
sich selbst lebt. Er behauptet:
„Jede Musik, die nichts schildert,
bleibt einfach Geräusch.“
(„Toute Musique qui ne peint rien n’est que du
bruit.“)[3]