"Die Figur des Künstlers gilt als Inbegriff des Kreativsubjekts. Inspiration, Origi-
nalität und eruptiv schöpferisches, selbst bestimmtes Arbeiten sind die Klischees,
aus denen (die zumeist männlichen) Künstlerbilder gemacht sind. Wie kommt es
aber, dass innerhalb des Kunstfeldes gegenwärtig ein eher distanziertes Verhältnis
zum Kreativitätsbegriff gepflegt wird? Der folgende Beitrag geht der Frage nach,
welche Rolle die heute (insbesondere in der Arbeitswelt) nahezu allgegenwärtige
Verpflichtung auf Kreativität für die aktuelle künstlerische Praxis spielt. Entlang
von künstlerischen, kunsttheoretischen und kunstsoziologischen Argumentations-
linien wird nachvollzogen, warum die Akteure des Kunstfeldes – entgegen ver-
breiteter Annahmen – sich selbst nicht als erste Adresse für kursierende Kreativi-
tätsbegriffe sehen und warum das zu einer Art Imperativ multioptionaler Gesell-
schaften gewordene Label „kreativ“ (vgl. Luhmann 1998; Bröckling 2004;
Reckwitz 2008) von Künstler/innen und Kunsttheoretiker/innen beinahe reflex-
artig abgelehnt wird. Drei Gründe werden erörtert, weshalb das heutige Kunstfeld
zum Kreativitätspostulat auf Distanz geht. So kann der Kreativitätsbegriff von
seiner Rückseite aus betrachtet eine spezifische Kontur gewinnen."
http://www.zu.de/deutsch/forschung_forschungsprojekte/volltexte/vandenberg/07_Kreativitaet_in_Rationalitaet_der_Kreativitaet_2009_207-224.pdf
in: Stephan A. Jansen / Eckhard Schröter / Nico Stehr (Hrsg.): Rationalität
der Kreativität? Multidisziplinäre Beiträge zur Analyse der Produktion,
Organisation und Bildung von Kreativität , Wiesbaden, VS Verlag, 2009:
S. 207-224.